Übersicht Reiseberichte
Ausgangsbetrachtung
Grampians National Park-Blick vom Lake Bellfield zum Talausgang nach Halls Gap
Vom Grampians Nationalpark im Westen Victorias nach Süd-Australien
Australien/Darwin 13.5.2014
Portland-Grampians National Park-Halls Gap Anreise, die ersten Vorboten des Parks
Es war die Zeit gekommen, Portland in Richtung Norden in die Berge zu verlassen. Wie immer, wenn es mir wo gefallen hatte, war ich emotional und ein wenig traurig, doch das war eben der Lauf der Dinge bei meiner Weltreise. Ich startete nach Halls Gap im Grampians National Park, dessen Bergspitzen die Skyline West-Victorias über große Strecken dominieren. Die Fahrt verlief über hügeliges Farm- und Weideland mit gelegentlichen einsamen etwas höheren Erhebungen. In der Ferne sah ich auch alte erloschene Vulkankegel aufragen. Im kleinen Ort Dunkeld, das den südlichen Eingang in den Nationalpark darstellt, holte ich mir die nötigen Informationen für meine Weiterreise in den Bergen. Da Ostern vor der Tür stand, und halb Australien auf den Beinen war, hatte ich ein wenig Sorge wegen des Quartiers. Die beiden Bergspitzen des Mount Sturgeon und des Mount Abrupt begrüßten mich schon von der Ferne. Leider war es bewölkt, und der blaue Himmel fehlte zum perfekten Panorama. Nach Halls Gap waren es noch fast siebzig Kilometer, die ausschließlich durch die hochgelegenen Straßen des Nationalparks führten. Es ging inmitten durch Wälder hügelig auf und ab mit gelegentlichen Ausblicken auf die umliegenden Ebenen. Nach einer knappen Stunde erreichte ich Halls Gap, das sich entlang der schroffen Wonderland Bergkette erstreckt und im Wesentlichen aus der
Portland-Grampians National Park-Halls Gap Anreise, kurz nach Einfahrt in den Park
Hauptstraße bestand. Hier waren die zahllosen Unterkünfte angesiedelt, und der Ort war auch der richtige Ausgangspunkt für die Erkundung des Nationalparks. Gleich bei der Anfahrt sah ich am Fuße der Wonderlands am Hang ein Motel, das in deutscher Sprache Werbung betrieb. Ich fuhr das kurze Stück hinauf und erkundigte mich. Von deutscher Sprache war an der Rezeption keine Rede mehr, und der Mann fragte mich, was ich wollte. Das war keine sonderliche Begrüßung, und mir war sofort klar, dass hier nichts frei war. Ich fuhr ins Information-Centre und ließ mich beraten. Dort bekam ich einen Hinweis, dem ich folgte, und der auch Erfolg brachte. Ich war in ein nettes Motel mit einem großen Apartment samt Küche und funktionierendem Internet gekommen. Meine Sorgen waren unbegründet gewesen. Nach dem Auspacken erkundigte ich mich beim Betreiber, was ich in der kurzen Zeit vor der Dämmerung noch unternehmen könnte. Er empfahl mir, auf den Pinnacles Lookout zu gehen.

Mit dem Auto fuhr ich ans Ortsende und bog auf die Bergstraße zum Wonderland Carpark ab. Nach wenigen Kilometern war ich am Ausgangspunkt des Aufstiegs angelangt. Es war schon spät und durch die Zeitumstellung wurde es jetzt auch eine Stunde früher dunkel. Das musste ich bei meiner Wanderung berücksichtigen. Der majestätische Bergzug
Grampians National Park, Pinnacles Lookout Walk, Grand Canyon
aus Sandstein der Wonderland Range ist über 430 Millionen Jahre alt. Der Weg auf den Gipfel war mit 2,1 Kilometern angeschrieben, was zwar nicht weit war, doch es ging im wahrsten Sinne des Wortes über Stock und Stein. Mittels eines Stegs wurde ich zum Grand Canyon geleitet, wo es auf Felsstufen, Leitern und rutschigen Abschnitten durch eine hohe enge Schlucht ging. Das war schon begeisternd aus dem Nichts heraus plötzlich in diesem Canyon gelandet zu sein. Über eine letzte steile Metalltreppe erreichte ich eine erste Anhöhe, wo es auf flacheren Felsformationen weiter ging. Später führte ein guter steinerner Treppenweg durch felsiges Waldland, vorbei an der Cool Chamber, einer offenen Nische unterhalb des Felsmassivs. Die Bridal Veil Falls waren gänzlich trocken, und nur das Moos am Felsen zeugte davon, dass hier bei Regenperioden ein kleiner Wasserfall existierte. Ich kam an einigen sehenswerten Felskompositionen vorbei, ehe ich in die beeindruckende Silent Street einstieg. Dieser Abschnitt bestand aus einer langen engen Felsspalte, die sich an ihrem oberen Ende so stark verjüngte, dass es gar nicht einfach war, hindurch zu kommen. Doch ich schaffte es natürlich und stand weniger später am Gipfel auf der atemberaubenden Aussichtsplattform über einem steilen Felsvorsprung. Trotz des bewölkten Wetters war die Fernsicht nicht
Grampians National Park, Pinnacles Lookout
schlecht, und es war möglich, über den gegenüberliegenden Höhenrücken auf der anderen Seite von Halls Gap in das ferne ebene Land zu blicken. Direkt unterhalb lag der Ort mit viel Grünland und am südlichen Eingang der Lake Bellfield. Ich hatte es gerade noch auf den Gipfel geschafft, bevor es dunkel wurde. Beim Abstieg hatte ich teilweise Mühe in der aufkommenden Finsternis den Weg zu halten. Schlussendlich war ich froh, als ich mein Auto am Parkplatz erreicht hatte.

Der Name des Nationalparks Grampians wurde im Jahr 1836 von Sir Thomas Mitchell vergeben, da ihn das Gebirge an die Grampian Mountains in Schottland erinnerte. Der Standort des Gebirges im dünn besiedelten inneren Landesteil von Victoria liegt rund 100 Kilometer nördlich der Südküste und etwa 250 Kilometer westlich von Melbourne. Die Höhenzüge fallen nach Osten mit zahlreichen Steilwänden und Überhängen abrupt ab, während Richtung Westen sanftere Übergänge vorherrschen. Da Halls Gap am östlichen Ende liegt, hatte ich es zunächst mit den steileren Varianten zu tun. Die Bergkämme erheben sich mehr als tausend Meter über die umgebende Tiefebene. Die höchste Erhebung ist der Mount William im Westen mit 1.167 Meter. Die Flora und Fauna im Park ist
Grampians National Park, Blick vom Pinnacles Lookout
reichhaltig und während des australischen Frühlings trifft man in den Grampians auf eine Fülle von Blütenfarben. Im Gebiet leben 35 Säugetierarten, darunter der Koala und das scheue gut getarnte Schnabeltier, sowie 200 Vogel- und 28 Reptilienarten. Waldbrände gehören in den Grampians zum normalen ökologischen Zyklus. Heftige Buschfeuer tobten unter anderem Anfang des Jahres 2006, Anfang 2009 und auch 2014. Als ich die Region von Osten nach Westen durchstreifte, sah ich kilometerweit nur verkohlte Baumstämme in den Bergwäldern. Derart niedergebrannte Erde hatte ich in Australien noch niemals zuvor bemerkt. Einige der angekohlten Eukalyptusbäume hatten jedoch wieder ein wenig ausgetrieben, sodass sich ein seltsames Bild präsentierte. Interessanterweise sind einige Pflanzenarten zum Auskeimen sogar auf die Asche oder Wärme des Feuers angewiesen.

In der Nacht hatte es zu regnen begonnen. Der leichte Regen hielt den ganzen Tag an, und auch die Prognose für die nächsten Tage war trüb. Jetzt war ich froh, dass ich am Vortag zum Pinnacles Lookout aufgestiegen war. Dennoch setzte ich mich am Nachmittag in den Wagen und fuhr zum Sundial Carpark auf der Wonderland
Grampians National Park, Silverband Falls
Range. Ich wollte zum Lakeview Lookout schauen hoffend, dass sich vielleicht eine kleine Regenpause ergab. Aber schon bei der Auffahrt wurde mir klar, dass an diesem Tag nichts zu sehen sein würde. Dichter Nebel schränkte die Sicht oft auf nur wenige Meter ein. Ich ging die wenigen hundert Meter auf einem durchnässten Pfad bis zur Steilwand mit dem Aussichtspunkt, doch ich konnte leider nur in eine weiße Mauer blicken. Es war zwecklos, weitere vorhandene Beobachtungspunkte anzusteuern.

Als letzte Möglichkeit wählte ich die Silverband Falls, die ohnehin an meinem Rundkurs lagen, bevor ich wieder nach Halls Gap hinunter fuhr. Eine 800 Meter lange Wanderung brachte mich durch eine teils verkohlte Landschaft zum Wasserfall. Der trotz Regen in diesen Tagen eher bescheidene Wasserfall lag an einer Abbruchkante und hatte sich im Laufe der Zeit einen breiten Durchbruch verschafft. Es war anzunehmen, dass die Wassermenge ziemlich gewaltig sein konnte. Darauf deutete auch der weitere breite Flussbettverlauf hin. Ich war froh, die Silverband Falls gesehen zu haben, dennoch war die Stimmung aufgrund des Dauernieselregens ein wenig triste. Als Alternative setzte ich mich zum Computer und begann zu arbeiten.

Grampians National Park, Halls Gap-Wartook Anreise, Boroka Lookout im Nebel
Das feuchte und regnerische Wetter änderte sich auch am folgenden Tag nicht. Die Grampians zeigten sich anlässlich meines Aufenthalts von der trüben Seite. Nach getaner Büroarbeit fuhr ich am frühen Nachmittag Richtung Nordwesten ins Wartook Valley. Am Weg befanden sich zwei bekannte Aussichtspunkte, die ich trotz aller Zweifel über die Sicht ansteuern wollte. Der Boroka Lookout lag nach einer Abzweigung nach Norden wenige Kilometer von der Hauptroute entfernt. Trotz einiger nebelfreien Zonen am Weg herrschte um die Plattform dichter Nebel, und es war rein gar nichts zu sehen. Ein paar Bäume hoben sich gegen das Weiß der Nebelwand ab, was auch ganz interessant anzuschauen war. Nach ein paar Kilometern auf der Hauptstraße stand der Besuch des Reeds Lookout mit den berühmten Balconies am Programm. Auch an diesem Ort stand von Anfang an fest, dass nichts zu sehen sein würde, doch da es nicht mehr regnete, unternahm ich den ein Kilometer langen Spaziergang. Auf einem flachen felsigen Abschnitt der Wanderung hatten Besucher dutzende kleine Steintürmchen auf die Platten gestellt. Von der Ferne im Nebel sah die Kulisse wie eine prähistorische Fundstelle aus. An den Balconies angelangt waren wenigstens die beiden Felsvorsprünge, die das Aussehen von Balkonen hatten, zu erkennen. Damit hatte sich mein Aufwand bereits
Grampians National Park, verkohlte "Herbstlandschaft"
gelohnt, und ich spazierte zurück.

Wartook ist ein kleines Nest auf der Westseite der Grampians im schönen Wartook Valley, bekannt als Reiseziel für alle Saisonen, mit herrlichen Sonnenuntergängen und fantastischen Aussichten auf die Bergwelt. Ich folgte der Mount Victory Road immer weiter, überquerte den höchsten Punkt, und kam auf eine bergab führende Straße, die in die Seitenflanke des Berges gebaut war. Unten im Tal rann ein mickriges Bächlein dahin. Die Situation in der Natur hatte sich schlagartig geändert. Im ersten Moment glaubte ich, in einer schönen Herbstlandschaft mit vielen Farben zu sein, doch in Wahrheit hatten hier vor wenigen Wochen verheerende Waldbrände gewütet. Die immensen Buschfeuer breiteten sich auf ein riesiges Gebiet aus, verschonten knapp Halls Gap, und dauerten von Ort zu Ort unterschiedlich vier bis sechs Wochen. Die Blätter der Bäume waren abgestorben und welk. Sie präsentierten sich dennoch zwischen den verkohlten Stämmen in braun, gelb und rot. Das Bild wirkte unwirklich wie in einem Katastrophenfilm, doch es war real. Auf einer Länge von sicher zwanzig Kilometern war ohne Ausnahme alles schwarz. Gelegentlich trieben schon frische kleine grüne Zweige nach.

Grampians National Park, Wartook
In der Zwischenzeit hatte ich die Bergwelt der Grampians zurück gelassen und befand mich in der Ebene. Die Sicht war besser geworden, und es zeigten sich einige idyllische Aussichten auf die Berge in Wolken. Bei Schönwetter hätte ich mir diese Gegend als durchaus romantisch vorstellen können. Nach einer kurzen Pause drehte ich um und sah mir die Brandwunden aus der zweiten Perspektive nochmals an. Trotz der unglaublichen Verwüstung war das Tal schön anzuschauen und überaus farbenfroh. An manchen Stellen waren richtige Grünoasen entstanden. Vom Berg konnte ich nun endlich den Lake Wartook im Hintergrund ausmachen. Die Zufahrtsstraße war, wie so viele andere auch, wegen Beschädigung durch die Brände leider geschlossen worden. Auch die Anfahrt zu den Mackenzie Falls war gesperrt. Von der Größe und Macht dieser Naturkatastrophe war ich merkbar beeindruckt. Langsam fuhr ich den Weg zurück über die Berge im Grampians National Park zu meinem Motel, wo ich noch um eine Nacht auf in Summe vier Nächte verlängerte.

Grampians National Park-Wartook-Halls Gap Rückreise, verkohlte Wälder
Auch an meinem letzten Tag in Halls Gap wollte das Wetter nicht wirklich durchgreifend besser werden. Der Regen hatte aufgehört, doch die Sicht blieb in den Bergen schlecht. Ich wartete ein wenig zu, und am Nachmittag schien es plötzlich heller zu werden. In Halls Gap zeigte sich gelegentlich die Sonne, was mich verleitete, nochmals in die Berge zu fahren. Groß war meine Enttäuschung als weiter oben wieder Wolken hangen. Dennoch ließ ich nicht locker und schaute ein weiteres Mal beim Boroka Lookout vorbei. Zunächst war wie am Vortag nichts zu sehen, doch plötzlich öffnete sich ein Zeitfenster von ein paar wenigen Minuten mit verbesserter Sicht. An einigen Stellen kam die Sonne durch und die Wolken waren wie von Geisterhand gezogen aufgestiegen. In der Ebene waren die gelb-grün-braun gemusterten Flächen von Wald und Weide endlich einmal von oben zu erkennen. Nach kurzer Zeit schloss sich die Wolken- und Nebeldecke wieder. Beim Bergabfahren bewunderte ich erneut die Ausläufer der Wonderland Range, die sich ständig nach jeder Kurve neu präsentierten.

Am südlichen Eingang von Halls Gap war im Jahr 1966 der Lake Bellfield zur Sicherstellung
Grampians National Park-Lake Bellfield Düsenauslass
der Wasserversorgung der Region angelegt worden, der mein abschließendes Ausflugsziel in den Grampians war. Bis auf die nördliche Stützmauer war kaum mehr zu erkennen, dass das Gewässer künstlich aufgestaut worden war. Die bewaldeten Abhänge einiger Bergzüge schmiegten sich bis an den Uferbereich. Um die Bergkämme sammelten sich wieder dichte Wolken. Auch die gesamte Wonderland Range mit dem fantastischen Pinnacle Lookout konnte man von diesem Standpunkt herrlich ausnehmen. Ich wanderte den langen Schutzwall entlang, um meine Fernsicht weiter zu verbessern. An der nordöstlichen Ecke des Sees befand sich ein kräftiger Wasserauslass des Wimmera Mallee Pipeline Systems, welches an die 9.000 landwirtschaftliche Liegenschaften, sowie 36 Städte in einer größeren Umgebung versorgte. Auch der Erholung dienende Seen und weitere besonders schützenswerte Gewässer wurden gespeist. Es war für mich bemerkenswert, wie weit dieses köstliche Nass transportiert werden konnte. Mit dem Auto begab ich mich zur monströsen Düse am Fuß des Walls. Das Wasser schoss mit ungeheurer Wucht in einen zwischen Felsen liegenden kleinen Flusslauf und rann seiner Bestimmung entgegen.

Halls Gap-Horsham Anreise, Grampians National Park, Mackenzie Falls im Hintergrund
Horsham ist der Hauptort im Nordwesten der Grampians und die Hauptstadt der Wimmera Region. Die Stadt hat nicht einmal 20.000 Einwohner, verfügt aber über gute Anbindungen an den Grampians National Park, den Little Desert National Park noch weiter im Nordwesten und den Mount Arapiles, der als nächstes auf meiner Reiseliste stand. Ich verließ Halls Gap über die Route ins Wartook Valley, die ich schon gut kannte, und kam dadurch noch einmal an den verkohlten Wäldern vorbei. Es war so beeindruckend, dass ich bei den Mackenzie Falls am Straßenrand stehen blieb, obwohl das Anhalten verboten war. Die Zufahrt war ja gesperrt, doch durch den verkohlten Wald, war es möglich, einen Blick zu erhaschen. Eine derart zugerichtete Landschaft, die trotzdem einen großen Reiz ausstrahlte, werde ich wohl nicht mehr so bald sehen, war mein Gedanke. Schließlich kam ich in das Flachland der Wimmera Region und ließ die schönen Berge hinter mir. Ab diesem Zeitpunkt war alles bis nach Horsham nur mehr eben. Das Wetter hatte sich gebessert, der Regen endgültig aufgehört, doch es blieb vorerst bedeckt. Mein erster Weg in Horsham führte mich ins Information-Centre, wo ich mir insbesondere über den Mount Arapiles Kartenmaterial besorgte. Es gab in der Gegend einiges zu sehen, aber mein Aufenthalt war auf einen Tag begrenzt. Auch erhielt ich einen
Natimuk-Mount Arapiles State Park, Blick vom ersten Lookout
Hinweis auf ein preiswertes Motel, das zwar abgewohnt war, aber für eine Nacht halbwegs seine Funktion erfüllte. Trotzdem fand ich es wieder einmal unglaublich, was sich die Australier für schlechte Unterkünfte verlangen trauten. Unter einhundert australischen Dollar war so gut wie nichts zu bekommen. Ich stieg ab, packte aus und fuhr ins Zentrum der Stadt, um mein mobiles Internet schnell noch aufladen zu lassen. Das widrige undurchsichtige System mit den ständigen Nachladungen und Bonusmitnahmen oder Verlusten hatte ich noch immer nicht begriffen. Es war mir so zuwider, dass ich mich gar nicht darum bemühte, es sollte einfach nur funktionieren. In einer Bäckerei stillte ich meinen unmittelbaren Hunger, ging noch schnell zum Aldi einkaufen und war schon wieder auf der Achse.

Der Mount Arapiles ist eine Gesteinsformation, die sich aus den sonst gänzlich flachen Wimmera Ebenen bis zu einer Höhe von 369 Meter erhebt. Der Berg ist Teil des Mount Arapiles State Parks etwa 37 Kilometer westlich von Horsham und ein überaus beliebtes Ziel bei internationalen Felskletterern mit mehr als 3.000 Kletterrouten verschiedenster Schwierigkeitsgrade. Bei den Felsen handelte es sich ursprünglich vor allem um quarzreichen Sandstein, Sedimentgestein, das sich vor mehr als 420 Millionen Jahren in einem gigantischen
Natimuk-Mount Arapiles State Park, Summit Lookout
Flusssystem abgesetzt hatte, welches auch die Grampians umfasste. Die Formation besteht aus Quarzit, einem metamorphem Gestein. Unter dem Gestein sammelte sich Magma, das die Oberfläche nie erreicht hatte und sich im Untergrund verfestigte. Infolge der enormen Hitze rekristallisierte der darüberliegende Sandstein teilweise zu Quarzit. Der verbliebene Sandstein erodierte, sodass nur der metamorphe Teil des Gesteins bis heute bestehen blieb.

Mein Weg führte mich zunächst ins kleine Örtchen Natimuk, etwas mehr als zwanzig Kilometer westlich von Horsham. Ursprünglich hatte ich vorgehabt an diesem Ort zu bleiben, war aber froh, in Horsham abgestiegen zu sein, denn Natimuk konnte an Unterkünften nicht viel Brauchbares für meine Ansprüche bieten. Hier versammelte sich die Community der eifrigen Kletterfreunde, zu der ich mich keineswegs zählte. Auch Künstler waren offenbar in Natimuk zu Hause, wie ich an den vielen Galerien und Kunsthandwerk-Shops erkennen konnte. Dennoch schien der Ort wie ausgestorben, als ich einfuhr. Kurz blickte ich mich um, sah das alte verkommene National Hotel, in dem ich nicht hätte wohnen wollen, ein paar andere historische Gebäude und eine Holzbrücke
Natimuk-Mount Arapiles State Park, Kletterrouten
über einen Graben. Da hatte ich mir mehr erwartet im Vorfeld. Ich setzte meine Fahrt zum Mount Arapiles, der mich ohnehin weit mehr interessierte, fort. Dann sah ich den einsamen Felsbrocken erstmals vor mir. Mit jedem Meter Fahrt änderte sich sein Erscheinungsbild. Ich kam in den State Park und fuhr zum ersten Lookout. Von dort war das unendlich weite Flachland zu überblicken. Ich traf eine freundliche australische Familie, mit der ich mich gut unterhalten konnte. Unten in der Ebene gab es auch Seen, die aber nicht allzu viel Wasser hatten.

Vom Summit Lookout konnte man auch gut in einige Kletterrouten blicken. Der Mount Arapiles zählt zu den besten Klettergebieten in Australien, was ich mir aufgrund des Gesehenen durchaus vorstellen konnte. Verstreut innerhalb der Formation befanden sich extrem schwierige Routen. Ein Kletterer saß einsam in einer senkrechten Steilwand. Endlich zeigte sich die Sonne und die Sicht wurde besser. Ich begab mich wieder auf den Fuß des Berges und hielt am Campingplatz, von wo aus offenbar die meisten Touren ihren Ausgang nahmen. Aus der Ebene zeigte sich der Berg von einer ganz anderen Seite. Viele junge Kletterer waren entweder in den Wänden oder am Beginn des Aufstiegs zu
Natimuk-Mount Arapiles
sehen. Auch der Campingplatz war gut gefüllt. Ich fuhr später immer weiter um den Berg herum nach Westen, bis ihn die Sonne endlich mit ihrem Abendlicht erleuchtete. Das waren herrliche Augenblicke und einmalige Gelegenheiten für Fotoaufnahmen. Der Mount Arapiles gefiel mir, er ist eine wahre Schönheit der Natur.

Bei der Rückfahrt durch Natimuk glänzte auch dieser Ort mit seinen zahlreichen alten historischen Bauten in der Abendsonne und präsentierte sich wesentlich freundlicher. Dadurch bekamen auch das alte Court House und das beschriebene National Hotel Glanz ab. In Horsham unternahm ich noch die vom Besucherzentrum empfohlene kurze Wanderung am Ufer des Wimmera Rivers. Der Flusslauf wurde durch eine kleine Stauwehr zurückgehalten und konnte sich stellenweise unglaublich malerisch präsentieren. In den Bäumen sammelten sich große Vogelschwärme, die immer wieder lärmend um das Gewässer flogen. Der Uferweg war auch ein beliebter Lauftreff für Jogger, und die Villen in der Gegend schimmerten in der Abendsonne. Diese versank mit einem Mal rasend schnell hinter dem Horizont. Ich kehrte zum Wagen zurück, fuhr in das Zentrum und erblickte die in den letzten
Horsham-Wimmera River
Lichtausläufern liegende Pfarrkirche St. John The Divine der anglikanischen Pfarrgemeinde von Horsham. Das einfache Backsteinbauwerk glänzte durch farbenprächtige Mosaikfenster und hatte auch eine größere Orgel über einer der Wände.

Obwohl die Dame freundlich zu mir war, verließ ich das abgewohnte Motel in Horsham gerne. Nach einem nochmaligen Einkauf startete ich nach Naracoorte, meiner nächsten Station. Auf dem Weg überschritt ich auch die Grenze zu South Australia, wo eigene Quarantäne-Bestimmungen die Mitnahme von Obst, Gemüse, Weintrauben und Pflanzen unter Androhung hoher Strafen verboten hatten. Der Grund dafür war die Angst vor der Einschleppung der Fruchtfliege, die in Süd-Australien offenbar nicht verbreitet war. Man hatte mich in mehreren Informations-Centres gesondert darauf hingewiesen, worauf ich anfangs mit Erstaunen reagiert hatte. Nun war es mir klar geworden, und ich hielt mich auch daran. Das Wetter war endlich wieder einmal wie aus dem Bilderbuch. Ich benutzte die gleiche Straße wie am Vortag nach Natimuk und genoss es, ein weiteres Mal am Mount Arapiles vorbeizukommen. Der wunderschöne Felsen war sonnenbeschienen und zeigte sich von seiner besten Seite. Damit hatte ich große
Horsham-Naracoorte Anreise, Mount Arapiles
Freude. Die Fahrt setzte sich weiter fort durch trockenes landwirtschaftliches Flachland mit gelegentlichen Wäldern. Auf der Route lagen nur ganz wenige Orte wie beispielsweise das kleine Township Edenhope. Dort sollte es auch einen See geben, wie Plakate zeigten, doch der Lake Wallace war so ausgetrocknet, dass fast nichts davon übriggeblieben war. Irgendwie wirkten die Dörfer etwas schräg, ich hätte nicht dort wohnen wollen. Dann kam ich zum oftmals vorangekündigten Grenzübertritt nach South Australia. Über eine Metallbox sollte man dort alle mitgeführten Pflanzen, Obst und Gemüse in einen unterirdischen Container entsorgen. Ich entsorgte meine Abfälle und fuhr weiter. Kontrolle gab es keine mehr.

Ich war in ein Gebiet Süd-Australiens eingefahren, das sich Limestone Coast nannte. Naracoorte war das Herz dieser Region. Vor Naracoorte waren einige bunt gefärbte Weingärten zu sehen, und es war ein wenig kühler geworden. Das Visitor Centre versorgte mich wieder mit hilfreichen Hinweisen und bereits im ersten Anlauf klappte es mit dem Motel. Die Stadt beherbergt in ihrer Umgebung die weltbekannten World Heritage Caves mit sensationellen Fossilfunden. Die Höhlen sind das einzige Gebiet in Südaustralien, das
Horsham-Naracoorte Anreise, strenge Einfuhrbedingungen nach Südaustralien für Obst und Gemüse
zum Weltnaturerbe erklärt wurde. Über die Fossilien- und Kalksteinhöhlen berichtete bereits eine Reportage von David Attenborough beim Sender BBC. Das ausgezeichnete Wonambi Fossil Centre zeigte eine Nachbildung des Regenwaldes, der 200.000 Jahre zuvor in diesem Gebiet gestanden war. Es gab Rekonstruktionen von ausgestorbenen Tieren, von denen sich einige auch bewegten.

Die Höhlen waren mein erklärtes Ziel, daher ließ ich nicht viel Zeit verstreichen und machte mich auf den Weg. Die im Jahr 1994 gelisteten Höhlen und Funde sind von außergewöhnlichem Wert für die Wissenschaft. Sie lieferten nicht nur über die Anzahl und die Vielfalt, sondern auch über den exzellenten Zustand der Fossilfunde wertvolle Informationen über die typischen Säugetiere des Landes. Als erstes besuchte ich die Wet Cave, die ohne Führung im Alleingang betreten werden konnte. Bei dieser Höhle war ein Teil des Daches eingestürzt, was den Eingang in eine Kammer ermöglichte, in der sich massive Kalkstein-Säulen befanden. Nach dem Abgang über eine Metalltreppe und dem Passieren der ersten Kammer fiel das Gelände in eine große Dom-artige Galerie ab, die zu verschiedenen miteinander verbundenen Kammern führte. Diese Kammern waren über tausende von Jahren vom
Naracoorte World Heritage Caves, Wet Cave
Wasser ausgewaschen worden. Der große offene Eingangsbereich machte die Höhle auch zu einem idealen Zufluchtsort für manche Wildtiere.

Danach besorgte ich mir ein Ticket für eine Führung durch die weit größere und bedeutendere Victoria Fossil Cave. Die Höhle lag ein wenig abseits, und die Teilnehmer an der Tour mussten mit dem Auto knappe zwei Kilometer zum Eingang fahren. Außen an der Erdoberfläche war eine quer verlaufende Spalte zu sehen, die den ursprünglichen Eingang dargestellt hatte. In der Zwischenzeit gab es einen betonierten breiten Zugang, der in der Folge über Stufen in die Tiefe führte. Im Originalzustand waren die Höhlengänge eng und niedrig, wurden aber für die Besucher in brauchbare Wege entlang der zahlreichen Kammern umgestaltet. Wir befanden uns rund achtzehn Meter unter der Erdoberfläche, was eine schmale Röhre bis nach oben erkennen ließ. Von dieser tropfte ständig Wasser in die Tiefe. Die Temperatur in allen Höhlen betrug das ganze Jahr über unveränderte 17 Grad Celsius. Der gute Führer verstand es, die Zusammenhänge und Historie der Höhlensysteme ausgezeichnet darzustellen. Er baute die Teilnehmer auch immer wieder aktiv in seine
Naracoorte World Heritage Caves, Wonambi Fossil Centre, The Mega-Menagerie
Ausführungen mit ein. Wir durchwanderten schrittweise eine Reihe schön ausgestalteter Kammern. Der absolute Höhepunkt nicht nur aus wissenschaftlicher Sicht war das Betreten der Hauptlagerstätte der Fossilien. In diesem natürlichen Depot hatten Wissenschaftler Knochenfunde von an die hundert verschiedenen Tieren identifiziert, von denen viele bereits ausgestorben waren. Dadurch sind die Höhlen weltweit als einer der vollständigsten Fossilfundorte anerkannt. Die Knochenreste lagen teils im Originalzustand an verschiedenen Stellen der Kammer. Das war schon sehr beeindruckend gepaart mit den Erzählungen unseres Führers. Erst im Jahr 2001 hatten Studenten - aufmerksam gemacht durch einen hauchdünnen Luftzug - neue Kammersysteme entdeckt. Zu diesem Zweck hatten sie sich in lebensgefährlicher Manier durch engste spitze Zwischenräume zu neuen Hohlräumen hindurchgezwängt.

Zum Abschluss meiner Höhlentour schenkte mir die Verkäuferin, da die Führung der Alexandra Höhle, die ich besuchen wollte, nicht zustande kam, ein Ticket für das Wonambi Fossil Centre. Das nahm ich gerne an und sank in eine längst vergangene Welt voller wilder gefährlicher Tiere ein. In der Mega-Menagerie wurden alle Tiere im Größenvergleich an einer Wand nebeneinander gestellt. Fast alle waren bereits ausgestorben.

Limestone Coast-Naracoorte-Penola Anreise, Coonawarra Wine Region
Als ich wieder ins Freie trat, stand die Sonne tief. Die Weingärten hatten eine reizvolle Farbe angenommen. In Naracoorte ging ich einkaufen und kehrte dann ins Motel zurück. Das Internet funktionierte trotz Zusicherung nicht. Der Betreiber wies die Schuld dem Provider zu, was ich allerdings anders sah. Das waren billige Ausreden, denn er hatte schlicht und einfach eine schlechte Lösung installiert aus meiner Sicht.

Und da ein Unglück selten alleine kommt, fiel am nächsten Morgen auch mein mobiles Internet aus vorerst unbekanntem Grund aus. Es war irgendwie zum Verzweifeln mit diesen ewig halben Lösungen, die man ständig nachbessern und aufladen musste. Zu Mittag brach ich zu einem Ausflug an die Küste auf und blieb erstmals nach wenigen Kilometern im Father Woods Park stehen. Der hochverehrte Geistliche, Buschpfarrer, Wissenschaftler und Forscher Father Julian Edmund Tenison Woods hatte in der Mitte des 19. Jahrhunderts einen 56.000 Quadratkilometer großen Pfarrbezirk in der Region zu betreuen. Sein Gebiet bereiste er zu Pferde und verbrachte zahllose Nächte im Freien. Ihm zu Ehren waren im Park Holzskulpturen und Berichte aus seinem ereignisreichen Leben zu sehen.

Limestone Coast-Naracoorte-Penola Anreise, Father Woods Park
Von Naracoorte fuhr ich nach Süden und kam zunächst in die berühmte Coonawarra Wine Region, die zu den bekanntesten Winzerregionen ganz Australiens zählt. Die ersten Weingärten wurden hier ab 1890 gepflanzt. Das Gebiet, das nur auf 55 Meter Seehöhe liegt, ist eine „Cool Climate“ Weinregion mit einer durchschnittlichen Wintertemperatur von ca. zehn Grad Celsius und einer Sommertemperatur von rund neunzehn Grad. Angebaut werden hauptsächlich die Sorten Cabernet Sauvignon, Shiraz, Merlot und Chardonnay. Die Weingärten erstreckten sich links und rechts von der Straße und begannen bereits, die bunten Herbstfarben anzunehmen. In Penola einer kleinen ländlich geprägten Stadt holte ich mir im Besucherzentrum die nötigen Hinweise für meine Weiterfahrt. Das Wetter war prächtig und ich steuerte schrittweise auf das Meer zu. Vorerst war die Landschaft eben mit kleinen Wäldern und landwirtschaftlichen Flächen. Später in der Gegend um Mount Burr nahmen die wald- und forstwirtschaftlichen Bereiche stark zu, und das Land wurde hügeliger. In Millicent, der letzten Station vor der Küste, war ein kleiner Anflug von Stadtleben zu erkennen. Es war auch möglich, gut auf die sanften Hügel des Mount Burr zu blicken. Nicht weit entfernt lag die größte Windfarm der gesamten südlichen Hemisphäre.

Limestone Coast-Southend
Southend liegt an der nördlichen Spitze des Canunda National Parks in einer herrlichen Bucht mit türkisfarbenem Wasser. Die Temperaturen waren zwar nicht mehr sommerlich, aber es standen einige Wanderrouten bei sonnigem Himmel wie zum Beispiel zum Cape Buffon im Park zur Verfügung. Mit dem Auto fuhr ich zum Kap und konnte von einer Anhöhe auf die fantastische Rivoli Bay mit ihren Sandstränden auf der anderen Seite schauen. Anschließend spazierte ich den Steg hinaus, wo der Wind schon sehr kühl blies. Es lagen kaum Boote in der Bucht und waren auch nur wenige Menschen zu sehen. Beim Weiterfahren entdeckte ich einen kleinen Fluss, der idyllisch zwischen Buschland Richtung Meer strömte.

In Beachport, das am anderen Ende der langen ovalen Bucht lag, traf ich auf die schönen weißen Sandstrände, die mir von den Hügeln über der Bucht von Southend aufgefallen waren. Dort gingen einige Leute am langen Strand spazieren. Ich fuhr weiter ins Zentrum bis zum Jetty, den ich diesmal aber nicht betrat. Stattdessen folgte ich dem Bowman Scenic Drive, der mich an verschiedene Stationen in den Hügeln entlang der Küste führte. Es war eine nette Fahrt mit ein paar interessanten Aussichtspunkten, doch ich war in
Limestone Coast-Beachport
der Zwischenzeit sehr verwöhnt, und die großen Highlights blieben aus. Am Blow Hole traf ich eine Mutter mit ihrer gerade die Schule abschließenden Tochter, deren Vater Österreicher war, und unterhielt mich eine Weile sehr gut. Die Mutter war Stewardess bei einer regionalen Airline in Australien und bot mir Unterstützung bei der Buchung meiner Flüge an. Sie hatten ein Haus im weiter nördlich liegenden Robe gemietet, das ich eigentlich auch noch anfahren wollte, wofür es aber bereits zu spät schien. Nach dem Blow Hole führte nur noch eine Staubstraße weiter, und ich beschloss, die Heimfahrt anzutreten. Es war bewölkt geworden am Nachmittag. Die Rückfahrt erfolgte teilweise auf einer anderen Route, die mich zu Beginn durch golden glänzendes Weideland brachte. Am Woakwine Cutting, einem keilförmigen Graben in der Landschaft, der zwei Hügelflächen spaltete und an der Straße als Sehenswürdigkeit ausgeschildert war, blieb ich kurz stehen. Hier lag viel eingezäuntes grünes Weideland nahe der Küste. Mit der plötzlich wieder auftauchenden Abendsonne im Rücken gestaltete sich meine Rückfahrt zu einer malerischen Reise. In dieser Gegend herrschte so gut wie kein Verkehr und viele Straßen verliefen endlos geradeaus, eine gute Gelegenheit einmal ein wenig Gas zu geben.

Limestone Coast-Beachport-Naracoorte Rückreise, Woakwine Cutting
Mein mobiles Internet war abgelaufen, wie ich nach zwanzigminütiger Wartezeit im Shop in Naracoorte erfuhr. Ein Guthaben wäre noch oben gewesen, aber die Zeit war verstrichen, eine Frechheit aber es war so. Daher ließ ich für dreißig Tage neu aufladen und begann meinen Ausflug nach Robe mit Verspätung.

Robe ist ein hübscher kleiner Fischerhafen nördlich von Beachport. Eigentlich wollte ich an einem dieser Küstenorte länger Station machen. Da aber während meiner Anwesenheit gerade Osterferien waren, und in dieser Zeit fast alle Australier verrückt spielten und die Preise ins Unendliche trieben, ließ ich es zugunsten eines Aufenthalts im Landesinneren bleiben. Robe ist ein sehr beliebter Ferienort sowohl für Gäste aus Adelaide als auch aus Melbourne. Mein Reiseführerbuch hatte mich vor der Ferienzeit in Robe ebenfalls ausdrücklich gewarnt und eine Vorausbuchung empfohlen.

Zwischen Beachport und Robe liegen einige kleine Seen an der Küstenlinie. Auch vor der Einfahrt in den Ort selbst befindet sich ein dunkelblauer See inmitten grüner Vegetation. Ich hielt kurz an der Besucherinformation, um mir einen Stadtplan geben und die wichtigsten Attraktionen erklären zu lassen. Robe präsentierte sich tatsächlich engelhaft und wäre sicher noch einen weiteren Tag wert gewesen. Vor der Promenade mit dem Kinderspielplatz verlief ein weißer
Limestone Coast-Robe, historisches Zollhaus
feiner Sandstrand. Das Chinese Memorial erinnerte an die etwa 16.500 Einwanderer aus China in den Jahren 1856 bis 1858, die in der Nähe gelandet, und in einem Marsch über zweihundert Meilen zu den Goldminen nach Victoria aufgebrochen waren. Am Fahnenmasthügel über dem Kreisverkehr stand ein weiteres Denkmal der beiden Seefahrer und Forscher Captain Matthew Flinders aus England und Nicolas Baudin aus Frankreich und eine einzelne Kanone. Von dort ließ es sich gut über die Guichen Bay blicken. Das alte gut erhaltene historische Zollhaus aus dem Jahr 1863 stand gegenüber und dient jetzt als Museum. Wenige Schritte darunter lagen die kleine feine Marina von Robe mit einem schönen Steg und die Bootsrampe. Das gesamte Ambiente wirkte sehr gepflegt und geordnet.

Ich setzte meine Erkundung mit der Fahrt zum wenig interessanten Leuchtturm und den alten Gefängnisruinen fort. Der Grundriss mit ein paar niedrigen Mauern war restauriert worden. The Encounter Signal weiter draußen auf der Landspitze ist eine moderne Skulptur aus dem Jahr 2002, die unter anderem den beiden Seefahrern und Forschern Anerkennung zollt. Von einem Lookout konnte man sowohl in die Bucht als auch auf das offene Meer schauen. Auf der anderen Seite des Encounter Signals stand der rund vierzehn Meter hohe rot-weiß gestreifte Obelisk etwa 35 Meter über dem Meer, der seit dem Jahr 1855 den rauen Wetterbedingungen und den ständig
Limestone Coast-Robe, The Obelisk
abfallenden Kalksteinklippen getrotzt hatte. Bei guter Sicht aus zwanzig Kilometern Entfernung zu sehen, war seine ursprüngliche Aufgabe, in Bedrängnis geratenen Schiffen mittels Raketen Rettungsleinen und kleine Gondeln hinauszuschießen, um auf diese Weise viele Menschen sicher an das Ufer zu bringen und Leben zu retten.

Der Beacon Hill Lookout liegt südlich des Lake Fellmongery Ski Lakes und ermöglichte mir einen Überblick über die gesamte Region und auf den außergewöhnlichen Long Beach, den ich als nächstes anfahren wollte. Ich verließ das Zentrum von Robe, erspähte bei der Ausfahrt noch einige malerische Wasserlandschaften, und bog zum Long Beach ab. Dieser Strand war nicht nur unheimlich lang, sondern auch außergewöhnlich flach und breit. Er konnte sehr gut mit Autos befahren werden, was ich vorher in dieser Art und Weise auch noch nicht gesehen hatte. Die Einfahrt zum Strand war mit eigenen Matten ausgelegt, damit die Autos auch wieder einfach das Gelände verlassen konnten. Er eignete sich besonders zum Surfen, Windsurfen und an einigen Stellen zum Schwimmen. Seit langem sah ich wieder einmal einen Windsurfer in dieser Bucht dahinglühen. Es war eine Freude, ihm zuzusehen. Mein Besuch in Robe war damit beendet, und ich fuhr über hügeliges Wein- und Farmland weiter
Limestone Coast-Kingston
Richtung Kingston.

Ein Hinweisschild verleitete mich während der Anreise nach Cape Jaffa abzubiegen. Am Weg sah ich einige sehr schöne Weingüter mit einer Art Heurigen. Das Kap selber war eigentlich eine Enttäuschung. Es stellte nicht mehr als einen sicheren betonierten Ankerplatz für Fischerboote dar, war aber in großer Dimension angelegt. Ich setzte meine Reise nach Kingston fort, wo interessanterweise das Cape Jaffa Lighthouse seine neue Heimat gefunden hatte. Kingston bot mir eine lange kerzengerade Uferstraße am Meer mit einem grünen Rasenstreifen zwischen Strand und Straße und war fast menschenleer. In einer grünen Wiese an der Häuserzeile stand etwas verloren der im Jahr 1976 dorthin verfrachtete metallene Leuchtturm aus 1868, welcher ursprünglich fünfzehn Kilometer südwestlich seinen Standort hatte. Nach einer kurzen Wanderung über den Hafensteg und zur Bootsrampe, kehrte ich auf die Hauptstraße zurück und suchte eine Tankstelle. Diese war schnell gefunden und zugleich auch zufällig ein Restaurant mit einem bekannten Riesen-Hummer am Vorplatz. Das war mir ein sehr willkommenes Fotomotiv. Danach trat ich meine Rückreise an und verabschiedete mich gleichzeitig aus der schönen Region, da ich am Folgetag nach Adelaide weiterreisen wollte.
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